Krankheit der Jugend
Spielfilm nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Ferdinand Bruckner,
A 2007, 96 Min.
Language / Sprache: German / Deutsch
Projekt der Filmakademie Wien unter der Leitung von Michael Haneke.
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Michael Hanekes Regiestudenten an der Wiener Filmakademie haben einen Theatertext als filmisches Kammerspiel aufgelöst und versucht, eine unter neun Regisseuren aufgeteilte Inszenierung, zu einem geschlossenen Ganzen wachsen zu lassen.
Regie führten Henning Backhaus, Karl Bretschneider, Peter Brunner, Stefan Brunner, Albert Meisl, Andrina Mračnikar, Alex Trejo, Henri Steinmetz und Tobias Dörr.
Marie kniet am Boden und schrubbt ihr Zimmer sauber. Man würde nicht glauben, dass sie noch am selben Tag zum Doktor der Medizin promovieren sollte. Am großen Festtag soll es sauber sein, sagt sie. Aber Marie geht auch sonst oft in die Knie, freiwillig oder unter Zwang, am Ende unter Gewalt. Krankheit der Jugend hat Ferdinand Bruckner 1926 sein Theaterstück genannt und das triste Bild einer emotional entleerten Generation gezeichnet, die zwischen Zynismus und Selbstzerstörung im erlittenen und anderen Menschen zugefügten Schmerz nach Empfindungen und Lebendigkeit sucht.
Michael Hanekes Regiestudenten an der Wiener Filmakademie haben einen Theatertext als filmisches Kammerspiel aufgelöst und versucht, eine unter neun Regisseuren aufgeteilte Inszenierung, zu einem geschlossenen Ganzen wachsen zu lassen. Der große Schwerpunkt dieser Übung galt aber der Arbeit mit den Schauspielern. Input dazu kam aus allererster Hand. Susan Batson, selbst Schauspielerin und gefragter Coach, die Kolleginnen wie Nicole Kidman oder Juliette Binoche bereits mit ihrem Rat zu Seite stand, kam für zehn Tage nach Wien, um in die Techniken der Rollenerarbeitung und Improvisation einzuführen. "Sie hat", so Ursula Strauss, die bereits zum Zeitpunkt des Seminars als Darstellerin der Marie feststand, "einen unglaublich genauen Blick und ein fast übernatürliches Gespür für Menschen. Sie hat uns zwar einen sehr geschützten Raum für die Arbeit geschaffen, aber uns auch sehr gefordert und niemanden aus der Verantwortung entlassen." Das Feedback funktionierte auch ohne gemeinsame Sprache, denn die amerikanische Lehrerin verstand die Improvisationen auch ohne ein Wort Deutsch zu sprechen, immer genau so lange, solange authentisch gearbeitet wurde.
Für die neun RegisseurInnen hieß es die Seite wechseln, sich eine der Figuren aussuchen und den Findungsprozess einer Rolle selbst erleben. Zehn Tage intensives Arbeiten ließ auch eine Vertrauensbasis für die späteren Dreharbeiten entstehen, von denen Ursula Strauss besonders profitieren konnte. "Es ist ein riesiger Lernprozess", so die Schauspielerin, "sich in so kurzer Zeit auf neun Regisseure einzustellen und interessant zu sehen, wie jemand am Set Atmosphäre schafft oder das Team unter Kontrolle hat. Mit nur einem Raum, den wir zur Verfügung hatten, gab es nicht unendlich viele Möglichkeiten der Auflösung. Ich bin sicher, der ganze Film von jedem der neun Regisseure hätte er jedes Mal komplett anders ausgesehen. Nach einer ersten Präsentation im Wiener Gartenbaukino, hatte Krankheit der Jugend beim Filmfestival in Hof seine internationale Premiere.
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Austrian Film Commission 2007
Cast
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Alt | Markus Hering |
Bubi | Florian Teichtmeister |
Desire | Birgit Minichmayr |
Freder | Peter Brunner |
Irene | Elisa Seydel |
Lucy | Gerti Drassl |
Marie | Ursula Strauss |
Regie | Henning Backhaus, Karl Bretschneider, Peter Brunner, Stefan Brunner, Tobias Dörr, Albert Meisl, Andrina Mračnikar, Henri Steinmetz und Alex Trejo |
Kamera (Regie Mračnikar) | Franz Dude |
Schnitt (Regie Mračnikar) | Uschi Lösch |
Hergestellt an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. | |
Pressestimmen / Press
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[...] KRANKHEIT DER JUGEND behandelt die Auswirkungen des 1. Weltkrieges
auf die Gesellschaft, birgt dennoch Zeitprobleme von brennender
Aktualität, verwoben mit psycho-analytischer Deutlichkeit und
packender Handlungsführung.
Shootingstars wie Birgit Minichmayr, Gerti Drassl, Ursula Strauss
und Florian Teichtmeister zeigen uns junge Menschen, zur Liebe
unfähig, Sklaven der Erotik, getrieben von Werteverlust und
Orientierungslosigkeit. [...]
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APA, Originaltext-Service,
(online)
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Seit 2002 lehrt Michael Haneke an der Wiener Filmakademie Regie, eine Aufgabe, die er laut seinen Studenten sehr ernst nimmt. Selbst während der Dreharbeiten zu "Funny Games U.S." flog er regelmäßig nach Wien, um ein themenverwandtes Herzensprojekt voranzutreiben: die Verfilmung von Ferdinand Bruckners "Krankheit der Jugend" durch Studentinnen und Studenten.
Bruckners 1926 entstandenes Bühnenstück birgt hinter kalten Posen und künstlicher Sprache ein heiß empfundenes Plädoyer gegen den Zynismus der jungen Generation. R.W. Fassbinder holte das Stück 1968 schon einmal aus der Versenkung und spielte unter Regie von Jean-Marie Straub ("Der Bräutigam, die Komödiantin und der Zuhälter") selbst den Zuhälter Freder.
Die Akademieverfilmung, die anders als Straubs Version ausschließlich im Studio inszeniert ist, wirkt umso beklemmender: In einer nachgebauten Bassenawohnung taxieren ein paar Um-die-Dreißigjährige gegenseitige Schwächen und schachern mit erotischen und zärtlichen Gefühlen. Allein Marie - gespielt von einer großartig entspannten Ursula Strauss - hat sich ihren Glauben an die Liebe bewahrt. Und während alle damit befasst sind, Marie zu demütigen und zu brechen, neiden sie ihr insgeheim die selbst längst verlorene Unschuld.
Unter der (dem Vernehmen nach maßgeblichen) Gesamtleitung von Michael Haneke teilten sich neun Studentinnen und Studenten - Henning Backhaus, Karl Bretschneider, Peter Brunner, Stefan Brunner, Tobias Dörr, Albert Meisl, Andrina Mračnikar, Henri Steinmetz und Alex Trejo - die Regie sequenzweise auf. Obwohl dabei auch Kameraleute und Cutter wechselten, wirkt der Film wie aus einem Guss. [...]
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Maya McKechneay, (online)